Jahresbericht 2000
Mitgliederrundschreiben des
PRO BAHN Landesverbands Baden-Württemberg e.V.
März 2001
Die letzten Wochen und Monate waren die Aktiven von PRO BAHN weiter mit zahlreichen Ereignissen und Themen rund um den Schienenverkehr mehr als ausgelastet.
Bereits im Sommer 2000 wurden Pläne von DB Reise und Touristik bekannt, einen erheblichen Teil des Interregio-Verkehrs auch in Baden-Württemberg einzustellen. Betroffen hiervon sind die Linien Ulm - Lindau und Karlsruhe - Konstanz, der IR "Rennsteig" Stuttgart - Erfurt sowie alle auf der Murrbahn verbliebenen IR und einzelne Züge zwischen Mannheim und Stuttgart. Gehörte die Schwarzwaldbahn zu einer der ersten Strecken mit IR-Verkehr, wurde das Fernverkehrsangebot auf der Südbahn gerade Mal vor zwei Jahren neu konzipiert. Dies zeigt einerseits, auf welch schwierigem Umfeld der DB Fernverkehr operiert, andererseits aber auch die fehlende langfristige Planung seitens DB Reise und Touristik.
PRO BAHN hat die Diskussion kritisch begleitet und soweit möglich aktiv eingegriffen. Zu den regionalen Fahrplankonferenzen der betroffenen Regionen wurde jeweils Pressemitteilungen veröffentlicht. Insbesondere Frank von Meissner gab Interviews und Stellungnahmen gegenüber zahlreichen Redaktionen und Journalisten ab.
PRO BAHN hat jeweils eine differenzierte Position vertreten. Wir haben sowohl auf schlechte politisch zu entscheidende Rahmenbedingungen des Schienenverkehrs als auch auf Missmanagement und fehlende dauerhafte Konzeption seitens der DB hingewiesen. Den Angeboten anderer Anbieter stehen wir grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber, sofern sich für den Fahrgast daraus möglichst Verbesserungen gegenüber heute, mindestens aber der gleiche Standard ergibt. Wichtige Punkte in diesem Zusammenhang sind tarifliche (durchgehende Fahrkarten, BahnCard-Anerkennung) und Fahrplanfragen (Taktfahrplan, Anschlüsse, Bedienungszeiten).
Am 3. Februar 2001 fand hierzu eine gut besuchte Diskussionsveranstaltung mit Verkehrsminister Müller, Vertretern von mehreren Bahngesellschaften und Politikern statt. Der jetzt gefundene, aber nur bis Winter 2002 geltende, Kompromiss wird seitens PRO BAHN in der jetzigen Situation im wesentlichen begrüßt. DB Regio erhält einen erheblichen Zuschuss zum Redesign ihrer Silberlinge und stellt dafür im Gegenzug mit RE-Zügen in den Fahrplanlagen der IR-Züge das Angebot sicher. Auf der Schwarzwaldbahn verbleiben zwei IR-Paare.
Der Kompromiss gibt aber nur eine kurze Verschnaufpause. Soll zum Fahrplanwechsel im Dezember 2002 nicht wieder der gleiche Zeit- und Entscheidungsdruck herrschen, muss schnell eine dauerhafte Lösung gefunden werden. Auch wenn einige wesentliche politische Rahmenbedingungen noch nicht geklärt sind, halten wir es für unabdingbar, schnellstmöglich eine Ausschreibung oder Angebotsanfrage der betroffenen Linien unter Einschluss des Regionalverkehrs bis in die zentralen Knotenbahnhöfe Stuttgart und Karlsruhe durchzuführen.
Mitte Januar wurde dann bekannt, dass in Baden-Württemberg ca. ein Drittel aller Fahrkartenschalter akut von der Schließung bedroht sind. Darunter sind auch einige Standorte, an denen sich die Kommunen gerade bemühen, das Bahnhofsumfeld oder das Bahnhofsgebäude auf eigene Kosten aufzuwerten und damit mehr Kundschaft anzuziehen. Grundsätzlich sehen auch wir von PRO BAHN die Notwendigkeit, alle Fahrkartenausgaben nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu betreiben. Wenn aber einerseits das Tarifsystem so kompliziert ist, dass auch das geplante neue einfachere System zum wiederholten Male verschoben werden musste, kann es andererseits nicht vernünftig sein, sich von einem Drittel der Beratungsstützpunkte zurückzuziehen. Der Fahrscheinautomat oder der Verkauf von (meistens nur wenigen ausgewählten) Fahrscheinen im Kiosk um die Ecke ist ein völlig unbefriedigender Ersatz.
Völlig überraschend kam Ende Februar die Einigung der Beteiligten, Stuttgart21 und die Neubaustrecke Stuttgart - Ulm bereits ab 2004 zu bauen. Land, Region und Stadt Stuttgart werden erhebliche Mittel zur Vorfinanzierung dieser Maßnahme bereitstellen.
Die auch bei PRO BAHN bestehenden Bedenken konnten bisher nicht ausgeräumt werden. Dies gilt neben Kapazitätsproblemen bei einem nur 8-gleisigen Bahnhof auch für bisher nicht betrachteten Kosten (keine Zulassung für Dieselfahrzeuge z. B. NeiTech Sigmaringen - Stuttgart, neue Betriebsbahnhöfe in der Region, ... ). Insbesondere auch die vertraglich vorgesehene weitgehende Bindung an DB Regio behindert aus unser Sicht massiv den Wettbewerb im Regionalverkehr und damit verbundene mögliche Angebotsverbesserungen. Ob die aus dem IR-Rückzug der DB sinnvolle und notwendige Ausschreibung von Verkehrsleistungen unter diesen Voraussetzungen noch vollständig durchführbar ist, bedarf noch einer endgültigen Klärung.
Von entscheidender Bedeutung ist auch die noch ausstehende Überprüfung der Wirtschaftlichkeitsrechnung. PRO BAHN wird weiter darauf drängen, hier alle Chancen und Risiken ehrlich zu bewerten.
Wie Sie sehen, gibt es für PRO BAHN mehr Arbeit, als die wenigen ehrenamtlichen Aktiven immer leisten können. Der Ausfall nur eines Mitarbeiters führt schnell zu Problemen, die anstehenden Fragen bearbeiten zu können. Landes- und Regionalverband freuen sich daher über jeden weiteren Aktiven, der sich an der Arbeit beteiligt.
Die Themenschwerpunkte der inhaltlichen Arbeit blieben auch im Jahr 2000 die gleichen: die Landespolitik und die Entwicklung bei der DB, hier besonders die Streichungen im Fernverkehr. Als neues Thema kam die Liberalisierung im ÖPNV hinzu, über die wir uns zunächst selber sachkundig machen wollen.
Im Jahr 2000 traf sich der Vorstand zu fünf Vorstandssitzungen und drei Landesausschüssen mit den Regionalverbänden, weitere Sitzungen gab es auf der Bundesverbandsebene und bei grenzüberschreitenden Treffen mit unseren Partnerorganisationen aus Frankreich, Luxemburg und der Schweiz.
Hans-Joachim Bruch, seither Landesvorsitzender hat aus persönlichen Gründen Anfang Februar 2001 sein Amt zurückgegeben.
Wir danken ihm für die geleistete Arbeit und wünschen bei seinen neuen Aufgaben viel Erfolg.
Landesvorstand und -ausschuss werden in ihren nächsten Sitzungen klären, wie mit der damit entstandenen Situation weiter umgegangen werden soll.
Josef Schneider, Lothar Faas
Die Tätigkeit des RV Bodensee-Oberschwaben im Jahr 2000 war und ist geprägt durch den drohenden Wegfall der IR-Linien 19 Konstanz - Hamburg und 26 Lindau - Karlsruhe. Ende Januar 2000 war der Regionalvorstand beim damals noch existierenden Bereich Reise&Touristik in Stuttgart, um detaillierte Informationen zu erhalten.
Im Mai des Jahres erhielt der RV ein Einladung des Landkreises Konstanz zu einer Veranstaltung mit dem Thema: Ideenwerkstatt "Verbesserungen des ÖPNVs in der Fläche", zu der ebenfalls ein Teilnehmer des RV gesandt werden konnte. Weiter fand im Mai ein Vorstandstreffen statt, bei dem vereinbart wurde, eine Mitgliederversammlung vorzubereiten.
Ende August sollte PRO BAHN an einer Podiumsdiskussion auf der Landesgartenschau in Singen/Hohentwiel teilnehmen. Da für diesen Termin keine Teilnehmer gefunden werden konnten, musste der Termin vom Landesverband aus aber abgesagt werden.
Zwischenzeitlich nahmen die Rückzugsgerüchte der DB AG betreffs des IR immer konkretere Formen an. Mitte September auf den Fahrplankonferenzen in Weingarten und Konstanz ließ die DB AG die Bombe dann platzen und verkündete, dass die IR-Linie 19 auf dem Abschnitt Karlsruhe - Konstanz auf zwei Zugpaare verringert werde und die Linie 26 im Abschnitt Ulm - Lindau komplett entfalle.
Am 30. September führten wir das von langer Hand vorbereitete Mitgliedertreffen des RV in Sipplingen/Bodensee durch. Mit dem Vorstand fanden sich an diesem Samstagabend insgesamt 12 Teilnehmer ein. Themen waren die Inhalte der regionalen Fahrplankonferenzen in Konstanz und Weingarten. Alle Teilnehmer waren sich einig, die IR-Kürzungen auf der Schwarzwaldbahn und auf der Südbahn nicht zu akzeptieren.
Am 12. November fand in St. Georgen/Schwarzwald ein Interregio-Aktionstag statt, der von der Interessengemeinschaft Schwarzwaldbahn initiiert wurde und an dem auch PRO BAHN teilnahm. Von Konstanz und Offenburg fuhren Protestzüge mit je etwa 350-400 Teilnehmern nach St. Georgen, um zu demonstrieren. Insgesamt waren ca. 2000 Personen zu der Kundgebung gekommen, bei der auch der Verkehrsminister des Landes Baden-Württemberg, Herr Müller, sprach.
Trotz aller Bemühungen scheint die Zukunft der Bahn mehr denn je im ungewissen zu liegen.
Auch das Jahr 2000 war durch vielfältige Aktivitäten für den ÖPNV - vor allem für den SPNV in der Region Pforzheim/Nordschwarzwald - gefüllt. Nach wie vor ist festzustellen, daß eine knappe Handvoll Aktiver die anstehenden Aufgaben kaum bewältigen kann!
Der Ausbau der Enztalbahn zum Stadtbahnbetrieb befindet sich zwar auf einem guten Weg, dennoch erachten wir es als notwendig uns einzuschalten. So unternahmen wir in Bad Wildbad weitere Streckenbegehungen. Hieraus resultierende Vorschläge wurden teilweise in die Planungen aufgenommen. Dazu noch einige Pressearbeit.
Gespräche mit dem Betriebsdirektor der Pforzheimer Verkehrsbetriebe und dem Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Pforzheim/Enzkreis hatten das Ziel, weitere Verbesserungen im innerstädtischen und regionalen Verkehr zu erreichen.
Die Ende 1999 abgeschlossene Studie über eine Stadtbahnneubaustrecke nach Knittlingen brachte uns hinsichtlich der fachlichen Qualität der Arbeit einiges Lob ein. Inzwischen dient die Ausarbeitung als Grundlage für eine offizielle Machbarkeitsstudie. Dennoch sehen wir die Chancen für eine Realisierung dieses Projektes recht skeptisch.
Deutlich positiver sehen wir hingegen den Neubau einer anderen Stadtbahnstrecke. Anfang 1996 verteilten wir unsere Expertise unter dem Titel "Mit der Eisenbahn nach Straubenhardt?" Darin stellten wir unsere Vorstellungen zu einer neuen Schienenverbindung von Ittersbach über Straubenhardt - Neuenbürg - Birkenfeld nach Pforzheim vor. Die Brutto-Investitionskosten schätzen wir auf 250 Mill. DM. Diese Ausarbeitung fand in den letzten Jahren einiges Interesse. Immer wieder vernahmen wir hierzu in der Presse entsprechende Notizen. Am 21. 2. 2001 findet im Landratsamt Enzkreis unter Beteiligung der tangierten Gemeinden, Landkreise, der NVBW und der AVG ein Abstimmungsgespräch statt.
Im Rahmen der Lokalen Agenda 21 der Stadt Pforzheim brachten wir unsere Gedanken zur Verbesserung des ÖPNV ein. Mehrere öffentliche Präsentationen mußten vorbereitet werden. Außerdem konnten wir unsere Vorstellungen in einem innerstädtischen Arbeitskreis "Verkehrsleitlinien 2010" einbringen.
Die gute Erschließung der Pforzheimer Weststadt durch das Enztalbahnkonzept möchten wir auch für die Oststadt und Eutingen erreichen. Daher setzen wir uns für einen zusätzlichen Schienenhalt in Eutingen ein.
Auch im vergangenen Jahr stellten wir unsere Ideen in der Presse vor. In einer einstündigen Radiosendung waren wir ebenfalls präsent.
Der Regionalvorstand von PRO BAHN-Nordschwarzwald traf sich im Jahr 2000 zu fünf Sitzungen. Anläßlich einer Hauptversammlung im März 2000 wurde der Vorstand von PRO BAHN-Nordschwarzwald neu gewählt: Erster Vorsitzender Dieter Zaudtke, Stellvertreter Matthias Lieb, Schatzmeister Lothar Faas. Als Beisitzer stellten sich zur Verfügung: Hans-Joachim Bruch, Joachim Stoll und Ulrich Woock.
Die Themen des Jahres 2000, bzgl. derer sich PRO BAHN engagierte, waren im wesentlichen dieselben wie im Vorjahr:
Außerdem war PRO BAHN Rhein-Neckar zu den angesprochenen und weiteren Themen recht gut in den verschiedensten Medien präsent. So kam Michael Löwe sogar zu einem Kurz-Auftritt im regionalen Rhein-Neckar-Fernsehen im Rahmen eines Beitrags zum Thema "Die Stadtbahn im 3. Jahrtausend". Zur Medien-Präsenz zählen auch die zwei Jahre lang von Christoph Hüttmann hervorragend aktuell gehaltenen Internet-Seiten, u. a. mit Presseberichten zum Schienen- und Busverkehr in der Region. Außerdem hat er die zweimonatlich zusammen mit den Regionalverbänden Starkenburg (Darmstadt) und Frankfurt herausgegebene "Südhessenschiene" kopiert und verschickt, so daß wir auch unterjährig unsere Mitglieder über die Themen der Region informieren konnten. Leider sah er sich zum Jahreswechsel nicht mehr in der Lage, dieses Engagement aufrecht zu erhalten, und hat auch sein Amt als 2. Vorsitzender niedergelegt. Im Februar 2001 wurde Wolfgang Brauer sein Nachfolger und wir hoffen, die Lücke schliessen zu können, die Christoph hinterlassen hat. Für die Zukunft schließlich wünschen wir uns - wie wahrscheinlich alle Regionalverbände - noch mehr aktive Mitglieder, um zu der Vielfalt der im Schienenverkehr anstehenden Themen in der Region angemessen Position beziehen zu können.
Auf der Mitgliederversammlung am 4. Juli wurde die Neuorientierung der Arbeitsschwerpunkte diskutiert und ein neuer Vorstand gewählt. Dieser setzt sich jetzt aus folgenden Personen zusammen:
Der RV Südlicher Oberrhein trifft sich weiterhin an jedem 2. Dienstag im Monat um 19.00 Uhr im Cafe Velo in der Freiburger Fahrradstation und Mobilitätszentrale mobile.
Die PRO BAHN-Arbeit kostet auch Geld. Spenden sind deshalb immer willkommen und können obendrein von der Steuer abgesetzt werden.
Doch vergessen Sie bitte nicht, Ihren Absender deutlich auf dem Überweisungsträger zu vermerken, da es sonst bei der Ausstellung von Spendenquittungen zu Problemen kommen kann.
Spendenkonto des Landesverbands:
203 52 61 bei der Volksbank Pforzheim (BLZ 666 900 00)
Internet
http://www.pro-bahn.de (Bundesverband)
http://www.pro-bahn-bw.de (Landesverband)