Mittlerweile sind die ICEs auf der Gäubahn Geschichte, wenn auch hoffentlich nur vorübergehend. Aktuell versucht sich die DB noch am leicht angepassten Notfahrplan mit den Fahrzeiten, die für die nicht-neigenden ICEs vorgesehen waren. Das funktioniert trotz des knapp bemessenen Zeitpuffers für den Lokwechsel in Singen relativ gut.
Für den Juni ist ein weiterer Fahrplanwechsel zu befürchten: Die ICs sollen dann wieder in den alten D-Zug-Lagen verkehren und in Stuttgart auch noch die letzen Nahverkehrsanschlüsse, zum Beispiel Richtung Heilbronn oder Heidelberg, verlieren.
Es gibt auch zwei Landtagsdrucksachen, die sich mit dem Thema beschäftigen:
Von Dieter Kleinmann, FDP/DVP zur Zukunft der Gäubahn; und von Guido Wolf, CDU allgemeiner zum Ausbau der Schieneninfrastruktur.
26.04.2010
Wie auf Drehscheibe online zu erfahren ist und mittlerweile auch bestätigt wurde, sollen im März die ICEs auf der Gäubahn abgezogen werden. Zum Einsatz soll EC-Material der SBB kommen. Derzeit ist höchst fraglich, ob wenigstens ein Minibarservice zum Einsatz kommen wird.
Schon lange läuft es auf der Gäubahn nicht mehr rund. Das Fahrplankonzept sieht eigentlich eine Kurzwende in Stuttgart vor, durch die der Zweistundentakt mit drei Garnituren gefahren werden kann. Wegen der bekannten Achsprobleme darf die Neigetechnik auf der kurvenreichen Strecke bis auf weiteres nicht mehr eingesetzt werden, wodurch diese Konzept nicht mehr funktioniert. Nachdem sich die DB einige Monate mit Verspätungen, die den Verkehr großflächig durcheinander gebracht hatten, versucht hatte durchzumogeln, wurde vor ziemlich genau einem Jahr ein Notfahrplan eingeführt. Die Fahrzeiten wurden verlängert, die Kurzwenden aufgehoben, die ICEs in einzelnen Fahrlagen aus Mangel an schweiztauglichen Fahrzeugen durch lokbespannte IC-Züge ersetzt.
Obwohl auch an den Wartungskonzepten immer weiter gebastelt wurde, blieben die ICEs störanfällig und unzuverlässig. Bei einem Blick ins Internet war die Meldung "Zug fällt aus, Ersatzzug" fast schon an der Tagesordnung. Die Fernverkehrssparte der DB geht mittlerweile auf dem Zahnfleisch. Es wird immer schwieriger, einen halbwegs geordneten Betrieb aufrechtzuerhalten, weil zu viele Dinge auf einmal den Bahnern das Leben schwer machen.
Die Zahl der Fahrzeuge war schon länger recht knapp kalkuliert, oder, positiv formuliert: Schon zu besseren Zeiten war meist alles unterwegs, was Räder hatte. Grundsätzlich ist es ja auch besser, die Züge fahren als stehen zu lassen, doch hat alles eine Grenzen. Durch den weitestgehenden Verzicht auf Betriebsreserven führte schon jeder Unfall- oder sonstige Schaden zu ernsthaften Problemen; mit den Achsproblemem und den damit erzwungenen massiv verkürzten Wartungsintervallen ging dann nicht mehr allzu viel.
Auf der Gäubahn nun führt all dies dazu, dass die ICEs, die rein aus Fahrplangründen hier tatsächlich nicht benötigt werden, ab März abgezogen werden. Noch heißt es "vorübergehend, zunächst bis Ende 2010". Dabei dürfte klar sein, dass vor einem Achstausch, der noch nicht absehbar ist, sich wenig an dem desolaten Zustand ändern dürfte. Und wenn die ICEs auf der Strecke erst mal abgezogen sind, darf sich niemand darauf verlassen, dass diese sozusagen "von selbst" wiederkehren, wenn die Probleme erst mal gelöst sind.
10.02.2010
letzte Aktualisierung: 11/2024