Stuttgart (pb) - Verkehrsminister Hermann hat beim Antrittsbesuch von PRO BAHN zugesagt, noch 2011 den landesweiten Fahrgastbeirat auf den Weg zu bringen. Weitere Themen des Gesprächs waren Stuttgart 21, die Gestaltung von Nahverkehrsausschreibungen sowie ein landesweiter Tarifverbund.
PRO BAHN Baden-Württemberg, die unabhängige Vertretung von Fahrgastinteressen, zeigte sich nach dem ersten Kontakt mit Verkehrsminister Winfried Hermann erfreut. "Das war ein sehr offenes Gespräch, in dem die neue Dialogkultur der Landes-regierung spürbar war", so der Landesvorsitzende Stefan Buhl am Freitag in Stuttgart. Buhl hob die Zusage des Ministers hervor, noch dieses Jahr erste Gespräche über einen neuen, landesweiten Fahrgastbeirat aufnehmen zu wollen. Minister Hermann sagte dazu: "Die Landesregierung wird den Koalitionsvertrag rasch umsetzen. Der Fahrgastbeirat soll 2012 arbeitsfähig sein. Dann kann mit den verschiedenen Fahrgast-Verbänden die 2015 anstehende Neu-Ausschreibung der Nahverkehrszüge de-taillierter erörtert werden."
Einen großen Raum nahm Stuttgart 21 ein. PRO BAHN hatte sich früh sehr offen für den Geißlervorschlag eines kombinierten Kopf- und Tiefbahnhofes gezeigt. Minister Hermann erläuterte, dass die Landesregierung die sogenannte "SK 2.2-Lösung" prüfe. "Das ist eine teure Lösung. Das Konzept K21 wäre preiswerter und ökologisch weniger risikoreich. SK 2.2 kann aber angesichts des harten Streits einen angemessenen Kompromiss darstellen. Wenn alle Vertragsparteien sich einig wären, ließe sich SK 2.2 schnell umsetzen", so Hermann. Buhl stellte nach dem Gespräch fest: "Es ist gut, dass die Landesregierung sich trotz Druckes von allen Seiten die Mühe macht, den Geißlervorschlag genau zu prüfen und durchzurechnen." Einigkeit bestand, dass die Volksabstimmung angesichts der landespolitischen Bedeutung eine hohe Wahlbeteiligung verdiene. "Egal wie es ausgeht, das Bürgervotum sollte nicht an dem viel zu hohen Quorum scheitern", so Minister Hermann und Buhl übereinstimmend.
Angesichts der umfangreichen Ausschreibungen in den kommenden Jahren bat PRO BAHN darum, die Fahrgastinteressen wie durchgehende Züge, einheitliche Tarife oder genügend Zugbegleiter zu berücksichtigen. Minister Hermann will zudem Fragen der Fahrzeugfinanzierung oder eines landeseigenen Pools an Loks und Waggons mit dem Ziel prüfen, kleinen Wettbewerbern Chancen gegen die DB AG zu eröffnen. "PRO BAHN begrüßt den Weg der Landesregierung, für mehr Wettbewerb auf der Schiene zu sorgen. Die Schnittstellen zwischen verschiedenen Betreibern müssen aber harmonisiert sein", so Buhl zum Widerspruch zwischen mehr Wettbewerb einerseits, andererseits aber mehr Abstimmungsproblemen bei vielen unterschiedlichen Betreibern. Hermann sagte dazu: "Wir nehmen die Anregung von PRO BAHN auf, Optimierungs- und Revisionsklauseln in die Ausschreibungen aufzunehmen. Unser Ziel ist es, für den Fall veränderter Verkehrsbedürfnisse die Möglichkeit einer Anpassung der Verkehrsleistungen zu erreichen."
Abschließend ging es um einen einheitlichen Landestarif für Baden-Württemberg. "Mit der geplanten Förderung des Metropoltickets in der Metropolregion Stuttgart ist ein erster Schritt gemacht", so Minister Hermann. Er erwarte sich hierfür auch wichtige Erkenntnisse für die Einführung eines Landestarifs. "Ein Landestarif muss möglichst einfach und für die Menschen verständlich sein", erklärte der Minister. Die Verwirklichung eines Landestarifs sei für ihn daher auch mit einer dem Baden-Württemberg-Ticket vergleichbaren Regelung vorstellbar. Allerdings würde es beim Landestarif keine Sperrzeiten wie beim Baden-Württemberg-Ticket geben. "Damit hätten wir ein ganz einfaches Modell eines Baden-Württemberg-Tarif",so Hermann. Wie die Umsetzung eines Landestarifs erfolgt, bedürfe jedoch noch weiterer Prüfungen", so Hermann. Ein Baden-Württemberg-Ticket ohne Sperrzeiten würde von PRO BAHN sehr begrüßt.
letzte Aktualisierung: 11/2024