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01.10.2003

PRO BAHN zur tariflichen Vielfalt im öffentlichen Personenverkehr in Baden-Württemberg

Kirchheim, 01.10.03, JS/DZ - Das Jubilöum des Stuttgarter Verkehrs- und Tarifverbundes (VVS) sollte auch Anlass zum Überdenken der Tarifstruktur in Baden-Württemberg sein.

Ein uneingeschrönktes Lob für die Gründung des VVS spricht der Fahrgastverband PRO BAHN e.V. den 1977 Verantwortlichen, die am 19.12.1977 den Vertrag zur Gründung des Verkehrsverbundes unterzeichneten, aus. Erstmals gelang es in Baden-Württemberg für ein zusammenhöngendes Verkehrsgebiet dem Fahrgast einheitliche Fahrscheine anzubieten.

Nach und nach bildeten sich in ganz Baden-Württemberg weitere Verkehrsverbünde und Tarifgemeinschaften. Blickt man jedoch auf entsprechende Tarifkarten, lassen sich mehr als 25 unterschiedliche Tarifgebiete zöhlen. Andere Bundeslönder begnügen sich mit zwei, drei oder sogar nur einem einzigen Verkehrsverbund.

Im "verbundreichen" Baden-Württemberg stellen sich groteske Situationen dar:

Manchmal ergeben sich dann wenige Kilometer Niemandsland zwischen zwei Verbünden. So endet auf der stark frequentierten Bahnlinie Stuttgart-Tübingen das Gebiet des VVS in Bempflingen, der Verbund Neckar-Alb-Donau beginnt jedoch erst in der 3 km entfernten Nachbarstatt Metzingen. Wer diese Grenze überschreitet, benötigt erst einen Fahrschein der Deutschen Bahn, um zur Weiterfahrt anschließend einen Verbundfahrschein zu lösen.

Eine unerfreuliche Situation besteht entlang der Stadtbahnlinie S5 im Übergang zwischen dem VVS und dem Verkehrsverbund Pforzheim-Enzkreis (VPE): Die S5 startet in Wörth/ Rheinland-Pfalz, das zum Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) gehört, durchquert Karlsruhe und trifft schließlich in Wilferdingen-Singen auf den VPE. Dieser Tarif endet in Vaihingen/ Enz, dort beginnt das Tarifgebiet des VVS. Zwischen dem KVV und dem VPE besteht mittlerweile ein praktikables Angebot für den Freizeitverkehr mit der in beiden Verbünden gültigen RegioX- Karte. Wöhrend für Zeitkarteninhaber Übergangskarten angeboten werden, die für ein gesamtes Netz gültig sind, ist der Übergang zum VVS nahezu undurchlössig. Abgesehen von ein paar örtlichen bzw. streckenbezogenen Sonderregelungen ist hier der Erwerb von zwei Fahrausweisen notwendig. Dieses ist teuer und in der Praxis meist nicht umsetzbar: Die Aufenthaltszeit eines Zuges im Tarifverbund-Grenzbahnhof reicht wohl selten, um an den andersfarbigen Verbundfahrausweisautomaten eine neue Fahrkarte zu kaufen.

Ursache für dieses oft unübersichtliche System sind in der Regel lokale Interessen der beteiligten Kommunen und Landkreise. Kritik übt PRO BAHN in diesem Zusammenhang besonders am Land Baden-Württemberg. "Bis heute ist kein landesweites Konzept für eine fahrgastfreundliche und wirtschaftlich gebotene Zusammenarbeit der Verkehrsverbünde erkennbar" kritisiert der Landesvorsitzende, Josef Schneider. Die erheblichen Fördermittel, welche die Landesregierung in die Verkehrsverbünde steckt, werden nicht genutzt, um auf eine verbesserte Zusammenarbeit und einfache Übergangsregelungen hinzuwirken.

Die heutige verwirrende komplizierte Situation schreckt viele potenzielle Fahrgöste von einer Benutzung des Öffentlichen Verkehrs ab.

"Wenn alle Beteiligten zusammenarbeiten, lassen sich fahrgastfreundlichere Bedingungen umsetzen", verweist Schneider auf Regelungen zum Beispiel zwischen dem Karlsruher Verkehrsverbund KVV und dem Verkehrsverbund Rhein-Neckar. So gibt es beispielsweise am französischen Bahnhof in Wissembourg Fahrscheine beider Verbünde, je nachdem ob der Fahrgast Richtung Karlsruhe oder Mannheim unterwegs ist. "Solche Kooperationen dienen allen" so Schneider abschließend.

Verantwortlich für den Inhalt:

Josef Schneider, Vorsitzender Pro Bahn-Landesverband Baden-Württemberg

Kontakt: Josef Schneider 0160 / 7025154

Wolfgang Staiger 0711 / 260138

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letzte Aktualisierung: 11/2024