Am 24. August 2017 wird in Wertheim der Verkehrsvertrag für das “Netz 11 Hohenlohe-Franken-Untermain” unterzeichnet. Darin werden die Bedingungen festgelegt, unter denen in den Jahren 2020 bis 2031 Personenverkehr auf den Bahnlinien Aschaffenburg—Crailsheim—Heilbronn und Miltenberg—Seckach stattfinden soll.
Der Fahrgastverband PRO BAHN erkennt an, dass sich die Länder Baden-Württemberg und Bayern damit zu Ihrer Aufgabenträgerschaft für den Schienenverkehr in der Region bekennen und sich um Verbesserungen bemüht zeigen.
Den bisherigen Ankündigungen zufolge sollen diese allerdings leider hinter dem seit über 20 Jahren propagierten Selbstanspruch, an allen Stationen einen täglichen Stundentakt von 6 bis 24 Uhr anzubieten (“3-Löwen-Takt”, “Bayern-Takt”), zurückbleiben.
“Dieses Angebotsschema hat sich in beiden Ländern, gerade auch auf Bahnlinien, deren Nachfrage noch stimuliert werden muss, bewährt und sollte auch an Main und Tauber selbstverständlich werden,” sagt Matthias Beß, Sprecher des Fahrgastverbandes PRO BAHN in der Region Main-Tauber.
Um für normale Menschen mit normalen Mobilitätsbedürfnissen nutzbar zu werden, bedarf es einer Ausweitung des Stundentakts als Mindeststandard, gerade auch auf die Wochenenden und Abendstunden. “Nur so können es die Aufgabenträger erreichen, dass die Bahn als Verkehrsmittel ernstgenommen und in die alltägliche Mobilitätsplanung einbezogen wird. Wer nachts nicht mehr mit dem Zug nach Hause kommt, fährt auch abends nicht mit dem Zug weg,” meint Beß. “Die ohnehin vorhandenen und bezahlten Fahrzeuge abends einfach auf Abstellgleis zu schieben, erscheint nicht besonders gut durchdacht und ist eigentlich durch nichts zu rechtfertigen.”
Viele andere Fragen sind noch nicht zufriedenstellend beantwortet, z.B. auf welche Anschlüsse die Züge in den Umsteigeknoten zu optimieren sind und wie der Ausflugsverkehr mit den nötigen Transportkapazitäten für Fahrräder bewältigt werden soll. Beß: “Hierfür stehen wir den Aufgabenträgern gerne beratend zur Seite. Man sieht leider, dass die Fahrpläne bislang ohne Beteiligung der Fahrgäste entworfen wurden.”
Weiterhin brennen den Bahnkunden Fragen der Zuverlässigkeit unter den Nägeln, insbesondere hinsichtlich der Anschlusssicherung. “Anschlussverluste müssen ein Problem für den Anbieter sein und nicht für den Kunden,” so Beß.
Was die Region Main-Tauber braucht, ist ein Bekenntnis zum Schienenverkehr, das sich im Fahrplan manifestiert, aber auch in der Infrastrukturpolitik. “Mit nur 2% des Investitionsvolumens der Luxus-Tunnelprojekte in Stuttgart und München könnte man das hiesige Netz für einen zeitgemäßen, attraktiven Bahnverkehr fit machen und damit für die nächsten Jahrzehnte zukunftssicher aufstellen,” zeigt sich Beß überzeugt und fordert die Verantwortlichen zu entsprechendem Handeln auf.
letzte Aktualisierung: 11/2024