Durch den Unfall am Bahnübergang in Dorfprozelten hat sich die Situation weiter verschärft: Die Westfrankenbahn (WFB) ist derzeit nicht in der Lage, ihren Fahrplan ordnungsgemäß aufrechtzuerhalten und bei allen Züge die gewohnte Kapazität bereitzustellen. So fallen bis 9. September am Wochenende fast alle Züge zwischen Amorbach und Seckach aus. Außerdem entfällt bis 27. Juli der morgendliche Pendlerzug von Lauda (ab 6:31 Uhr) nach Würzburg Hbf und wird durch einen Bus bzw. einen anderen Zug ersetzt (Details siehe unten).
„Die Wut der Fahrgäste ist nachvollziehbar und natürlich berechtigt,“ sagt Matthias Beß vom Fahrgastverband PRO BAHN Main-Tauber. „Mobilität muss genauso zuverlässig funktionieren wie Strom, Wasser und Telefon. Jeder Ausfall ist für die Kunden verheerend!“
Zwar kann die Westfrankenbahn auf einige Erschwernisse verweisen, die sich in letzter Zeit unerwartet geballt haben: Mehrere Unfälle mit nachfolgenden Fahrzeugausfällen waren nicht vorhersehbar. „Dass die bahninterne Nachbarschaftshilfe mit Fahrzeugen und Lokführern, die die WFB zuvor zugesagt hat und nun erbringt, jetzt zu Ausfällen im eigenen Netz führt, kann man wohl nur als ‚Fluch der guten Tat‘ bezeichnen,“ so Beß weiter. „Trotzdem muss die vollwertige Bedienung der eigenen Kundschaft für die WFB oberste Priorität haben. Schließlich ist sie ein Eisenbahnverkehrsunternehmen und kein Personaldienstleister oder Fahrzeugverleih.“
Beß kritisiert besonders, dass das Bahn- und Busangebot insgesamt zu wenig flexibel und zu wenig redundant aufgebaut ist. „Der Fehler steckt im System: Bei einem 10-Minuten-Takt wäre ein Zugausfall alle zwei Stunden verschmerzbar, beim 2-Stunden-Takt, wie es ihn leider in Unterfranken und Baden noch viel zu oft gibt, gehen dann aber die Lichter aus.
Die Zukunft kann nur so aussehen, dass generell zwei Züge pro Stunde und Richtung fahren müssen. Erst dann wird das Angebot für die meisten Menschen annehmbar, auch weil es dann zeitnahe Rückfallebenen gibt. Fahrgastzahlen von überall sprechen genau diese Sprache.“
„Gerade bei den schwach genutzten Fahrten im Odenwald und zwischen Miltenberg und Tauberbischofsheim würde eine etwas regere Nachfrage uns Bahn-Lobbyisten sehr gute Argumente liefern, um bessere Fahrpläne einzufordern,“ ergänzt Beß. „Das wäre die zweite Möglichkeit, den Teufelskreis zu durchbrechen.“
Für den Betreiber gilt es zunächst, den vorgesehenen Fahrplan wieder einzuhalten. Für dauerhafte Fortschritte bei Angebot und Zuverlässigkeit wird aber mehr Personal gebraucht, insbesondere Lokführer. Entsprechende Ausbildungskurse (Dauer 10 Monate, auch für Quereinsteiger geeignet) bietet die WFB regelmäßig an. Interessenten können sich jederzeit dort melden und bald zu einer zukunftsfähigen Mobilität in der Region beitragen!
Weiterführende Informationen:
aktuelle Verkehrsmeldungen der Westfrankenbahn
Stellenangebote WFB
Dr. Matthias Beß
PRO BAHN Regionalgruppe Main-Tauber
Knackenberg 8, 97877 Wertheim
Tel. 09342 - 30 69 786, 01575 - 418 99 39
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letzte Aktualisierung: 11/2024