Stuttgart (pb) - Der Fahrgastverband PRO BAHN Baden-Württemberg wendet sich scharf gegen die vorgeschlagenen Lösungen für den Dieselbetrugsskandal. Die Verkehrswende muss beschleunigt und nicht hinausgeschoben werden. Die nun diskutierten Vorgehensweisen würden aber eine unverzeihliche Verzögerung bewirken.
Der Volksmund weiß: „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht.“ Vor diesem Hintergrund ist es wahrhaft pikant, dass Politiker sich von den Betrügern beraten lassen, wie diese bestraft werden wollen. „Kein Wunder, wenn dabei ein Konjunkturprogramm für die Automobilindustrie herauskommt,“ sagt Matthias Beß, Vorstandsmitglied von PRO BAHN Baden-Württemberg.
Ob Umtausch von alten in neue Fahrzeuge oder Hardware-Nachrüstung, das Ziel bleibt gleich: Die völlig entgleiste Verkehrspolitik der letzten Jahrzehnte auch in die Zukunft zu retten: Weiter nur auf das Auto zu setzen. Dabei spielt es letztlich auch keine Rolle, wer für die Kosten aufkommt.
Dabei sind das langfristige Problem des Autoverkehrs nicht die Stickoxide, sondern der Energie- und Flächenbedarf. Daran ändern auch EURO 6 und Elektroantrieb nichts. „Politik und Industrie betreiben Augenwischerei auf höchstem Niveau. Dem Bürger wird vorgegaukelt, es gäbe so etwas wie ein umweltfreundliches Auto. Diese Lüge hört man zwar gern, aber die Wahrheit wäre nützlicher,“ empört sich Beß.
Die Wahrheit würde lauten: Für Massenverkehre müssen Massenverkehrsmittel zum Einsatz kommen. „Das Problem ist ja nicht das einzelne Auto, sondern deren Menge,“ so Beß. Wenn durch intelligente Aufgabenverteilung zwischen den Verkehrsmitteln der MIV bedeutend reduziert würde, würden auch die Stickoxid-Grenzwerte in den Städten wieder eingehalten.
Beß: „Anstatt die Automobilindustrie zu milliardenteuren Nachrüstungen von Fahrzeugen zu verdonnern, die doch früher oder später auf dem Schrott landen, muss dieses Geld nachhaltig in die Öffentlichen Verkehrssysteme investiert werden. Diese müssen so gut werden, dass die Menschen diese gerne und freiwillig nutzen.“
Als unmittelbarer Nutzen werden die Öffentlichen besser, mittelbar entstehen auch bessere Verhältnisse im Straßenverkehr: Weniger Staus, weniger Parksuchverkehr, weniger Abgase. Dort, wo heute die Luft am schlechtesten ist, gibt es zwar schon guten ÖV, aber die Menschen müssen schon am Abgangspunkt über eine gute ÖV-Anbindung verfügen, damit sie nicht mit dem Auto in die Stadt fahren. Hier ist noch erheblicher Nachholbedarf festzustellen. Der Handlungsbedarf in den Großstädten besteht eher darin, vorhandene Fahrstreifen in Busspuren und Radwege umzuwandeln.
Beß: „So sieht Verkehrspolitik aus, die die Zukunft im Blick hat. Der Zeitpunkt zu handeln ist JETZT.“
Stefan Buhl, Vorsitzender PRO BAHN Baden-Württemberg, Tel. 0170/3077110, buhl@pro-bahn-bw.de
Dr. Matthias Beß, Pressesprecher PRO BAHN Baden-Württemberg, Tel. 01575/4189939,
bess@pro-bahn-bw.de
letzte Aktualisierung: 11/2024