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RV Mittlerer Oberrhein und Südpfalz

11.02.2023

Schienenpersonennahverkehr im Land Thema bei PRO BAHN

Dietmar Maier von der NVBW berichtet über Zielvorstellungen und Projekte des Landes Baden-Württemberg

Der Regionalverband des Fahrgastverbandes PRO BAHN hat den Bereichsleiter der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg NVBW Dietmar Maier, zu einem Vortrag mit anschließender Diskussion eingeladen.

Die NVBW ist seit 1996 zuständig für den gesamten Schienenpersonennahverkehr in Baden-Württemberg und Dietmar Maier ist in dieser Gesellschaft der Leiter der Angebotsplanung.

Maier begann seinen Vortrag, indem er zunächst einmal die Erfolge in Baden-Württemberg in Sachen Nahverkehr seit der eigenen Zuständigkeit auflistete. So ist seit Beginn des Jahrhunderts ein stetiger Fahrgastzuwachs zu verzeichnen mit Ausnahme des Ausreißers bei der Corona Pandemie. Zurückzuführen ist dies auf eine ebenfalls stetig zunehmende Angebotsverbesserung. Dabei hat das Land nicht nur die Quantität im Blick, sondern auch bessere und bequemere Fahrzeuge. Bemerkbar machte sich bei der Quantität die überall eingeführten Taktverkehre, die natürlich die Zugangshemmnisse für viele potenzielle Fahrgäste beseitigten.

Derzeit sieht die NVBW allerdings ein Stagnieren bei den Fahrgastzahlen. Um dem entgegenzusteuern, wird weiterhin eine Verbesserung des Angebotes geplant wie z.B. Taktverkehre auf allen Linien von 5 – 24 Uhr. Dabei ist der Stundentakt das Mindestangebot. Zusätzlich versucht man jetzt die Angebotsqualität wie Pünktlichkeit und Anschlusssicherheit zu verbessern. Ebenso arbeitet man ganz intensiv daran, die Ausfallquote zu verringern. Auch die allgemeine Problematik der Informationspolitik soll in Angriff genommen werden. So soll der gute alte Wartesaal wieder eingeführt werden, allerdings unter dem Namen Nahverkehrslounge.

Der noch umweltfreundlichere Betrieb soll durch zusätzliche Elektrifizierungen erreicht werden. Wo nur ein geringeres Angebot (Stundentakt) vorgehalten werden kann, hat sich die NVBW für einen batterieelektrischen Antrieb gegenüber wasserstoffangetriebenen Fahrzeugen entschieden, weil die Tankproblematik bei Wasserstoffzügen ein großes Problem darstellt.

Für die Anbindung größerer Gemeinden, die keinen Schienenanschluss haben, wurde seit einigen Jahren das Modell Regiobus eingeführt. Die Regiobuslinien sind schnelle und für Fahrgäste komfortable Busse, die im Stundentakt Bus und Bahn verknüpfen. Somit soll ein landesweit flächendeckendes, attraktives Grundnetz im öffentlichen Verkehr geschaffen werden. Obwohl laut Gesetzeslage für den Busverkehr die Kreise zuständig sind, übernimmt das Land 50 Prozent der Betriebskosten.

Auch das Thema Reaktivierung von Eisenbahnstrecken wurde angesprochen. Besonders interessant in unserer Region sind die Strecken Rastatt – Roeschwoog – Haguenau, auch in Verbindung mit der längst überfälligen schnellen Taktverbindung zwischen Karlsruhe und Strasbourg, ebenso Neureut – Bahnhof Mühlburg als schnelle Anbindung der Hardtgemeinden an den Fernverkehr in Karlsruhe.

Insgesamt sieht Maier für die Zukunft das Problem, dass sich das Land zwar intensiv um eine Verbesserung des Schienennahverkehrs bemüht, allerdings der dafür notwendige Ausbau der Infrastruktur, für die der Bund zuständig ist, sehr schleppend und manchmal gar nicht nachkommt. Zumal der Konflikt auf den Trassen zwischen dem Fernverkehr, dem Güterverkehr und dem Nahverkehr immer größer wird.

Bei der anschließenden Diskussion wurden Probleme in der Region angesprochen, so die Unzuverlässigkeit der Angebote und vor allem, dass sich die Fahrzeiten in den vergangenen Jahrzehnten in der Regel nicht verkürzt haben. Maier führt dies auf die vernachlässigte Infrastruktur zurück und zusätzlich auf immer mehr Vorschriften im Bereich der Sicherheit. Dies führt immer wieder zum Ausbremsen der Züge. Vermisst wird eine Passage in den Eisenbahngesetzen, die in der Straßenverkehrsordnung vorhanden ist: „Die Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs ist zu gewährleisten.“ Bei der Eisenbahn fehlt der Begriff „Leichtigkeit“, sodass oft schon bei kleinsten Störungen der gesamte Verkehr auf der Schiene gesperrt wird, weil es nur um die Sicherheit geht. Ob der Zug dann noch irgendwie ankommt, spielt keine Rolle. Der Fahrgast hat dann das Nachsehen.

Zum Schluss bedankte sich der Vorsitzende des Regionalverbandes Holger Heidt bei Dietmar Maier für den interessanten Abend und schloss mit den Worten: „Wir werden die NVBW bei ihrem Tun ebenso konstruktiv kritisch begleiten wie den hiesigen KVV.“

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letzte Aktualisierung: 03/2024