Der unabhängige Fahrgastverband PRO BAHN kritisiert die unveränderte Fortsetzung des Schienenersatzverkehrs zwischen Waiblingen und Stuttgart um weitere sieben Wochen und fordert Verbesserungen im Busverkehrs durch Pop-Up-Busspuren, häufigere Fahrten der S-Bahn zwischen Waiblingen und Schorndorf bzw. Backnang sowie die Durchbindung der Regionalzüge aus dem Remstal bis Stuttgart-Untertürkheim.
Nur zweieinhalb Wochen vor Inkrafttreten hat die Deutsche Bahn nun den Fahrplan für die letzte Phase der Streckensperrungen von 09.06. bis 29.07.23 zwischen Waiblingen und Bad-Cannstatt bekannt gegeben. Wegen der Bauarbeiten im Rahmen des Pilotprojekts „Digitaler Knoten Stuttgart“ können in Bad Cannstatt nur zwei von acht Gleisen genutzt werden, weshalb ein Teil des Fern- und Regionalverkehrs an Stuttgart vorbeigeleitet werden muss oder ganz wegfällt. Auch der Bahnverkehr zwischen Waiblingen und Bad Cannstatt bleibt weiterhin komplett gesperrt und in Waiblingen verkehren die S-Bahnen weiterhin nur im Halbstundentakt.
Die DB setzt beim Ersatzverkehr auch in der letzten Phase weiterhin fast vollständig auf den Busverkehr, der allerdings schon in der aktuellen Sperrphase nur außerhalb der Hauptverkehrszeiten halbwegs nach Fahrplan verkehrt. Nach Beobachtungen unseres Verbands stehen die Busse aber in den Stoßzeiten häufig im Stau. Deshalb ist die Benutzung des öffentlichen Verkehrs für die Fahrgäste völlig unberechenbar geworden und das Erreichen der Anschlüsse in Stuttgart und Waiblingen ist reine Glückssache. Die Verantwortung dafür tragen die lokalen Verkehrsbehörden, die sich nicht dazu durchringen konnten, wenigstens abschnittsweise Pop-Up-Busspuren einzurichten, wie z. B. Beispiel in der Talstraße in Stuttgart, wo durch temporäre Aufhebung von Parkplätzen eine Busspur geschaffen werden könnte (siehe Bild). Solche Busspuren müssen nach Ansicht des unabhängigen Fahrgastverbands PRO BAHN umgehend eingerichtet werden, um wenigstens in der letzten Phase der Sperrungen einen halbwegs planbaren öffentlichen Verkehr zu gewährleisten.
PRO BAHN fordert auch die Deutsche Bahn dazu auf, zwischen Waiblingen und Schorndorf bzw. Backnang wieder den ursprünglichen Viertelstundentakt der S-Bahnen einzurichten. Wenn schon die Anschlüsse in Waiblingen unkalkulierbar sind, dann können so wenigstens die Umsteigezeiten reduziert werden.
Die Fahrgastvertreter haben auch kein Verständnis dafür, dass Möglichkeiten zur Durchführung von Ausweichverkehren auf der Schiene nicht genutzt werden. Ab 9. Juni ist die Strecke zwischen Waiblingen und dem Haltepunkt Nürnberger Straße wieder befahrbar und es können Züge über die neu gebaute Interregio-Kurve nach Stuttgart-Untertürkheim verkehren, wie die Wiederaufnahme des IC-Verkehrs zwischen Karlsruhe und Nürnberg über diese Strecke zeigt. Ein solcher Ausweichverkehr wäre auch mit den MEX13-Metropolexpresszügen aus Crailsheim und Aalen möglich und würde den vielen Arbeitskräften im Neckartal, die aus dem Remstal einpendeln, den Arbeitsweg enorm erleichtern und die Auswirkungen der Sperrung abmildern.
Schließlich dringt der Fahrgastverband PRO BAHN auf eine bessere Koordination der Baustellen im weiteren Fortgang der Bauarbeiten des Digitalen Knotens und auf eine frühzeitige und offene Kommunikation anstelle der bisherigen Geheimniskrämerei und der Veröffentlichung von Sperrungen in letzter Minute. So sollten die notwendigen Arbeiten zwischen Stuttgart-Rohr und Böblingen, die nach aktueller Planung im November und Dezember durchgeführt werden sollen, in eine Zeit gelegt werden, in der auch andere Teile der Gäubahn wegen Bauarbeiten gesperrt sind, wie z.B. vom 1. Juli bis 8. September 2023 zwischen Böblingen und Herrenberg.
Rückfragen an:
Dr. Wolfgang Staiger, PRO BAHN e. V., Stellvertretender Vorsitzender Regionalverband Region Stuttgart
Telefon: 0172 / 7656463
letzte Aktualisierung: 11/2024