Kirchheim, 17.12.01, WS/JS - Wie der Presse zu entnehmen war, plant die Deutsche Bahn AG, ab dem 1. April 2002 den Preis für das "Schöne-Wochenende-Ticket" (SWT) von derzeit 40 DM auf 28 € (54,79 DM) zu erhöhen. Als Begründung für diese drastische Preiserhöhung um 37% führt die Bahn an, dass mit dieser Maßnahme eine Reduzierung der Fahrgastzahlen in den Regionalzügen erreicht werden soll. Nach Angaben der Bahn AG sind einige dieser Züge an Wochenenden bis zum Doppelten ihres regulären Fassungsvermögens belegt, was wiederum die zum Normalpreis reisenden Fahrgäste verärgert.
Pro Bahn hält diese massive Preiserhöhung für überzogen und hat die Befürchtung, dass dadurch der Schienenverkehr am Wochenende deutlich an Attraktivität verliert. Nach unseren Erfahrungen nutzen auch viele Einzelreisende und Paare dieses beliebte und einfach erhältliche Ticket im Freizeit- und Ausflugsverkehr. Bei kürzeren Fahrten in die Naherholungsgebiete lohnt sich ein Kauf des SWT bei einem Preis von 28 ? oft nicht mehr gegenüber den Benzinkosten des Privat-Pkw, was zu einem Abwandern vom Schienenverkehr zum Individualverkehr und zu einer Gefährdung des Wochenendverkehrs auf vielen Nebenstrecken führen wird.
Für größere Reisegruppen auf längeren Strecken, wie zum Beispiel für Fußball-anhänger bei der Anreise zu einem Bundesligaspiel, kann der Preis auf bis zu 5 Personen umgelegt werden. Der Preisanstieg von 8 DM auf 11 DM pro Kopf ist in diesem Fall unerheblich, so dass gerade dort, wo tatsächlich Überlastungen auftreten, kein Rückgang der Reisendenzahlen zu erwarten ist. Der Landesverband Baden Württemberg von Pro Bahn schlägt deshalb vor, am Wochenende zusätzlich zum SWT das bisher nur von Montag bis Freitag gültige "Baden-Württemberg-Ticket" anzubieten, mit dem zum Preis von 40 DM Fahrten für bis zu fünf Personen innerhalb des Landes im Nahverkehr möglich sind. Dabei sollte angestrebt werden, dass dieses Ticket in allen Verkehrsverbünden sowie in den Regionalbusgesellschaften anerkannt wird, was heute teilweise noch nicht der Fall ist. Für bestimmte Verbindungen innerhalb Baden-Württembergs, bei denen neben Regionalzügen auch Interregio-Züge benutzt werden, ergeben sich dann sogar Vorteile für Fahrgäste an Wochenenden, denn das "Baden-Württemberg-Ticket" ermöglicht im Gegensatz zum SWT gegen eine Aufzahlung von 25 DM auch die Benutzung dieser Züge. Bei entsprechender Werbung für dieses bisher wenig bekannte Angebot könnte die DB AG einzelne Regionalzüge auf diese Art wirkungsvoll entlasten, ohne Kunden zu verlieren.
Sehr zu begrüßen ist in diesem Zusammenhang die Meldung, dass die Fahrradmitnahme in Nahverkehrszügen innerhalb Baden-Württembergs bald kostenlos sein wird. Dies ist ein Schritt in die richtige Richtung und eine geeignete Maßnahme zur Eindämmung des stetig wachsenden Freizeitverkehrs mit dem Pkw.
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Josef Schneider, stellvertretender Vorsitzender Pro Bahn-Landesverband Baden-Württemberg, Mobil-Tel. 0160 / 7025 154
letzte Aktualisierung: 11/2024