Stuttgart - Gehäuft reagieren Zugbegleiter bei der Fahrscheinkontrolle falsch. Leidtragende sind oft Kinder, wie zuletzt auf der Strecke Stuttgart-Aalen. PRO BAHN stellt drei Forderungen zur Abhilfe auf: Bessere Personalschulung, mehr Personal und Nachlösen im Zug.
Nun ist auch aus Baden-Württemberg ein Fall krassen Fehlverhaltens von Zugbegleitern bei der Fahrscheinkontrolle bekannt geworden (Schwäbische Post vom 20.12.2008). Demnach wusste eine Zugbegleiterin nicht, dass Kinder unter sechs Jahren umsonst fahren. Sie warf im Zug deshalb der sechsköpfigen Familie, die das Baden-Württemberg-Ticket nutzte, Schwarzfahrerei vor. Denn das Ticket gilt nur für fünf Personen. Sie übersah, dass das vierjährige Kind nicht bezahlen muss. Die Zugbegleiterin alarmierte letztlich zwei im Zug sitzende Polizisten, die sogar damit drohten, die Familie mitzunehmen. Zwischenzeitlich hat sich die DB AG entschuldigt.
PRO BAHN, der unabhängige Fahrgastverband, reagierte umgehend. Der Landesvorsitzende Stefan Buhl sagte am Montag: "Das sind unhaltbare Zustände bei der Fahrkartenkontrolle." PRO BAHN sieht die Ursache für die bundesweit zahlreichen Fälle von falschen Reaktionen der Zugbegleiter in einem Beschluss der DB AG. Die DB AG hatte entschieden, im Nahverkehr das Nachlösen abzuschaffen. Buhl weiter: "Das Verbot des Nachlösens hatten wohl einige Controller der DB AG im Vorfeld des Börsengangs empfohlen. Denn einerseits wird Personal in den Zügen und an den Schaltern abgebaut, andererseits sollen die dadurch drohenden Einnahmeverluste erwirtschaftet werden. Das setzt die DB AG mit hohen Strafzahlungen für das Reisen ohne Ticket - ohne Rücksicht auf handfeste Gründe - durch."
Drei Forderungen stellt PRO BAHN zur Abhilfe auf: Erstens: bessere Personalschulung. Zweitens: mehr Personal, denn die Häufung der Vorfälle belegt die zunehmende überforderung der Zugbegleiter. Drittens: Das Nachlösen im Zug muss wieder erlaubt werden, zur Not mit einer Zusatzgebühr. Buhl sagte abschließend: "Die zahlreichen Fälle, gerade im Zusammenhang mit Kindern, belegen, dass das Verbot des Nachlösen gesellschaftlich nicht akzeptabel und umsetzbar ist."
Kontakt: Stefan Buhl, Vorsitzender PRO BAHN Baden-Württemberg, Tel. 0170/3077110
Ulrich Arndt, Pressesprecher PRO BAHN Baden-Württemberg, Tel. 0177/2869260
letzte Aktualisierung: 10/2024