Die kürzlich bekannt gewordenen Pläne der Ludwigsburger Kreisverwaltung zur Streichung der Fahrten nach Feuerbach machen die Bahn nach Ansicht des Verbands weniger attraktiv für Pendler in den Raum Stuttgart, so dass über kurz oder lang die Fahrgastzahlen sinken werden und die Stilllegung droht. Die Fahrgastvertreter vermissen ein Konzept für die Entwicklung des Schienenverkehrs im Kreis, wie auch die erfolglosen Bemühungen um eine Reaktivierung der Bahnstrecke zwischen Markgröningen und Ludwigsburg zeigen. Sie kritisieren, dass die Kreisverwaltung für den öffentlichen Verkehr nur ein Basisangebot finanziert aber gleichzeitig mehr als zehn Millionen Euro jährlich in das Kreisstraßennetz steckt. Dadurch werden Anreize für mehr Autoverkehr geschaffen, wobei die Folgekosten für Umwelt, Städtebau und Gesundheit systematisch ausgeblendet werden.
Der entscheidende Mangel beim derzeitigen Angebot auf der Strohgäubahn sind die eingeschränkten Betriebszeiten am Abend sowie am Wochenende. Der letzte Zug von Korntal fährt unter der Woche schon um 21 Uhr 35, am Samstag werden ab 15 Uhr 35 "die Bahnsteige hochgeklappt" und am Sonntag fährt überhaupt kein Zug. Damit sind Theater- oder Kinobesuche in Stuttgart nicht möglich und auch vom Einkaufsbummel am Samstag kommt man mit dem Zug nicht mehr zurück. So ist es nicht verwunderlich, dass nur 25 % der Fahrgäste nach Stuttgart weiterfahren und die Bahn scheinbar nur lokale Bedeutung hat. Eine Ausweitung des Verkehrs bis in den späteren Abend und während des Wochenendes wäre laut einem Gutachten der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg nur mit relativ geringen Mehrkosten verbunden, da der Schienenverkehr einen hohen Fixkostenanteil hat. Wie der Betrieb auf der vergleichbaren Schönbuchbahn zeigt, könnten mit einem solchen Angebot viel mehr Fahrgäste gewonnen werden.
PRO BAHN befürchtet, dass der Betrieb auf der Strohgäubahn unter dem Streit um die Trägerschaft zwischen Kreis und Region leidet, weil damit die Zukunft der Bahn ungewiss bleibt. Dem Fahrgast ist es letztlich gleichgültig, wer den Verkehr organisiert. Für ihn zählt nur das Angebot und dabei sind Komfort und Verfügbarkeit wichtige Argumente für die Nutzung. Flexiblere Ladenöffnungs-, Arbeits- und Schulzeiten und ein zunehmender Freizeitverkehr erfordern auch ein adäquates Angebot im ÖPNV.
Wenn der Landkreis der Meinung ist, diese Herausforderung besser bewältigen zu können als der Verband Region Stuttgart, dann muss er zusammen mit den Anliegergemeinden die nötigen Mittel einsetzen und nicht immer nur Sparlösungen anstreben, mit denen die Bahn früher oder später aufs Abstellgleis fährt.
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Wolfgang Staiger, Stv. Vorsitzender Pro Bahn Regionalverband Region Stuttgart
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letzte Aktualisierung: 11/2024