Im Jahre 2010 soll trotz aller Proteste und trotz des klaren Votums der Wählerinnen und Wähler bei der Kommunalwahl am 07. Juni mit dem Bau von Stuttgart 21 begonnen werden, kritisieren der Fahrgastverband PRO BAHN sowie der Umwelt- und Verbraucherverband Verkehrsclub Deutschland (VCD) e.V.. Dabei wird der innerstädtische Verkehr nach Einschätzung beider Verbände mindestens acht Jahre lang erheblich beeinträchtigt werden.
"Bisher wurden in der Öffentlichkeit nur die Behinderungen des Straßenverkehrs durch die Baustellen und den Baustellenverkehr diskutiert", bemängelt VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb. Gravierende Behinderungen des Verkehrs gibt es aber vor allem bei der Stadtbahn, der S-Bahn und im Regional- und Fernverkehr, geben der VCD-Vorsitzende sowie Sabine Lacher von PRO BAHN zu Bedenken.
Mit Beginn der Bauarbeiten in 2010 sollen laut Information von VCD und PRO BAHN vorbereitende Maßnahmen wie der Abriss der Seitenflügel des Bonatz-Baus, der komplette Umbau des Gleisvorfeldes des Hauptbahnhofs, die Verlegung der Stadtbahnhaltestelle Staatsgalerie und die Verlegung der Trasse der Talquerlinie angegangen werden. Nach Einschätzung beider Verbände wird es hierbei zu erheblichen Behinderungen beim öffentlichen Verkehr kommen, von denen unzählige Pendler massiv betroffen wären:
Die Planer von Stuttgart 21 haben diese Behinderungen der Fahrgäste des öffentlichen Verkehrs bisher verschwiegen, beanstanden PRO BAHN und VCD die bisherige Informationspolitik der Stuttgart 21-Verantwortlichen.
PRO BAHN und der VCD fordern deshalb die Verantwortlichen bei der Deutschen Bahn (DB), der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) und der Stadt Stuttgart auf, die geplanten Baumaßnahmen offen zu legen und die Fahrgäste umfassend zu informieren. Hierzu gehört insbesondere, welche Linien durch welche Baumaßnahmen betroffen sein würden, wie groß die Fahrzeitverlängerungen sein würden, wo zusätzliche Behinderungen durch Umsteigen und Ersatzverkehre geplant sind und wie lange die Störungen auf der Linie und im gesamten Netz dauern würden.
Für VCD und PRO BAHN ist ein Zwischenstopp der Gäubahn-Züge in Stuttgart-Vaihingen auch heute schon sinnvoll. Deshalb sollte dieser, im Laufe der Baumaßnahmen für Stuttgart 21 sowieso vorgesehene Bahnsteig schon jetzt gebaut werden.
PRO BAHN und der VCD fordern schon jetzt eine Entschädigung der Fahrgäste. "Die Beeinträchtigungen sind so massiv, dass der VVS eine Fahrgäste entschädigen muss", fordert VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb. Auch die S-Bahn Berlin entschädige jetzt die Fahrgäste für die massiven Beeinträchtigungen. Das Mindeste wäre, dass Stammkunden während der gesamten Bauzeit die Innenstadtzone kostenlos befahren können. "Es ist dem Fahrgast nicht zuzumuten, dass er für die Behinderungen im Innenstadtbereich noch zahlen muss", kommentiert Sabine Lacher von PRO BAHN.
Beide Verkehrsverbände, die sich gemäß ihrer Satzung für die Förderung des öffentlichen Verkehrs einsetzen, lehnen das Projekt Stuttgart 21 ab. "Die Nachteile für den öffentlichen Verkehr sind deutlich größer als die Vorteile", sagt Lieb. So kann in dem nur noch 8-gleisigen Tunnelbahnhof kein integraler Taktfahrplan nach Schweizer Vorbild eingerichtet werden, erklärt der VCD-Vorsitzende und ergänzt: Aufgrund der Stützkonstruktion mit den Lichtaugen kann dieser Bahnhof in Zukunft nicht mehr erweitert werden. Er weist darauf hin, dass alleine in den letzten sieben Jahren die Fahrgastzahlen im Regionalverkehr um 40 Prozent gestiegen seien. "Das Projekt ist rein städtebaulich motiviert. Mit Stuttgart 21 verbaut sich die Stadt ihre Zukunft", kommentiert Lacher das Projekt.
letzte Aktualisierung: 11/2024