Die Ankündigung des VVS, die Preise zum Januar 2011 um 2,5% zu erhöhen, stößt sowohl beim Fahrgastverband PRO BAHN als auch beim BUND auf harsche Kritik. "Dass in einer Phase, wo den Fahrgästen durch die Baumaßnahmen im Hauptbahnhof ständig Störungen im S-Bahn-Betrieb zugemutet werden, auch noch Preissteigerungen geplant werden, ist ein Unding," empört sich Gerhard Pfeifer, BUND-Regionalgeschäftsführer.
Als Begründung für diese Maßnahme wurden Mehrkosten für Kraftstoffe und Personal genannt. Damit riskiert man jedoch eine Abwanderung von Fahrgästen zum Auto. Wenn der Verkehrsanteil des ÖV gesteigert werden soll, ist eher eine Preissenkung notwendig, denn schon seit einiger Zeit entwickeln sich die Kosten für den Nahverkehr und für den Pkw auseinander. Während die Kfz-Kosten seit 2005 lediglich um 11,5% gestiegen sind, haben sich die VVS-Fahrpreise in der gleichen Zeit um satte 16,4% erhöht. Im gleichen Zeitraum stiegen die Brutto-Löhne in Baden-Württemberg nur um 6,5%. Mit einer solchen Preispolitik lassen sich kaum neue Fahrgäste gewinnen und so fiel auch der Fahrgastzuwachs in dieser Zeit mit 2,8 %1 recht bescheiden aus.
Sabine Lacher vom Fahrgastverband PRO BAHN warnt: „Regelmäßig über der allgemeinen Teuerungsrate liegende Fahrpreiserhöhungen stoßen früher oder später an Grenzen. Deshalb ist eine weitere Erhöhung das falsche Signal. Anstatt immer wieder nur den Fahrgast zur Kasse zu bitten, sollte der Betrieb wirtschaftlicher gestaltet werden und auch andere Nutznießer des ÖPNV zur Finanzierung herangezogen werden".
Weltstädte wie Paris, Wien oder Madrid machen vor, wie man Buslinien durch Sonderfahrspuren beschleunigt, was sowohl der Wirtschaftlichkeit als auch der Attraktivität zugute kommt. In Stuttgart kommt der Bau von Busspuren dagegen kaum voran und die Busse stehen zunehmend im Stau. Nach Aufnahme der Bauarbeiten zu S21 sind weitere Verschlechterungen auf den Innenstadtlinien absehbar.
Bei der Stadtbahn weicht man zugunsten des "heiligen Blechles" gerne in den Untergrund aus und baut im Fasanenhof und in Zuffenhausen Tunnelstrecken, obwohl an der Oberfläche genug Platz für eine etwa zehnmal preiswertere Stadtbahntrasse da gewesen wäre.
Der Nahverkehr ist auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, dessen Finanzierung nicht nur auf den Schultern der Fahrgäste lasten darf. Viele Unternehmen profitieren davon, dass ihre Kunden und Beschäftigten mit dem Nahverkehr fahren und sie weniger Parkplätze vorhalten müssen. Hier könnte durch eine Nahverkehrsabgabe ein Beitrag für günstigere Tickets geleistet werden. Es ist nicht einzusehen, dass Neubaustrecken wie die U6 zum Gewerbegebiet Fasanenhof oder zukünftig ins Gewerbegebiet Wallgraben völlig ohne einen Beitrag der dort ansässigen Firmen finanziert werden müssen.
Rückfragen an:
Gerhard Pfeifer (BUND), Telefon 0711 / 61970-40
Sabine Lacher (PRO BAHN), Telefon 0172 / 7656459
1 2005: 317,54 Mio. Fahrten, 2009: 326,4 Mio. Fahrten, Quelle Verbundberichte VVS
letzte Aktualisierung: 11/2024