Der Regionalverband Mittlerer Oberrhein und Südpfalz von Pro Bahn hat am vergangenen Donnerstag eine gut besuchte Veranstaltung zur Gemeinderatswahl am 09. Juni 2024 durchgeführt. Zu sieben Fragen sollte Stellung genommen werden und dabei wurden viele Aspekte in die Diskussion gebracht, die ein sehr breites Spektrum abdeckten. Dass die Antworten nicht unbedingt einhellige Zustimmung finden konnten, hat dem Abend keinen Schaden zugefügt.
Immerhin, acht der neun anwesenden Kandidaten und Kandidatinnen für den Karlsruher Gemeinderat waren der Meinung, dass die Unterfinanzierung des Karlsruher Nahverkehrs dringend behoben werden muss. Dabei ging die Bandbreite von der Mobilitätsabgabe bis zur Forderung, dass sich Bund und Länder mehr an der Finanzierung beteiligen müssten.
Einzig Oliver Schnell von der AfD lehnte es ab, zusätzliche Mittel für den ÖV zu generieren. „Menschen, die den ÖPNV nicht in Anspruch nehmen, dürfen auch nicht für diesen zur Kasse gebeten werden“. Sein Vorschlag war, durch Netzoptimierung, jährlich über vier Millionen einzusparen.
Weniger drastisch sah es Gerd Clemens von den Freien Wählern. Dieser meinte, wir würden auf hohem Niveau klagen. Er könne sich eine Taktausdünnung von 10 auf zwölf Minuten vorstellen. Außerdem sollte man mehr auf den flexibleren Bus als auf das starre Schienensystem setzen.
Ganz im Gegensatz trat die Kandidatin der Linken, Tanja Kaufmann, für eine Verbesserung des ÖPNV angesichts der Klimakrise ein. Sie plädierte leidenschaftlich für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen des Personals und vergaß dabei nicht die Forderung ihrer Partei nach einem Nulltarif.
Bettina Maier-Augenstein von der CDU sah die Möglichkeit einer Verdichtung des Angebotes „unrealistisch“. Sie plädierte allerdings dafür, Bund und Land mehr in die Finanzierung einzubeziehen um damit die Mittel für den ÖPNV zu erhöhen, vor allem, um die Hubs, die Kombination mit anderen Verkehrsmitteln an den Haltestellen, zu fördern und weiter an der Barrierefreiheit zu arbeiten.
Von der SPD sprach sich Sibel Uysal vor allem für bessere Arbeitsbedingungen aus, auch im Hinblick auf den Personalmangel. Um den Netzausbau zu forcieren, müssen auch alle möglichen Finanzquellen in Betracht gezogen werden. ÖV für alle sei eine wichtige Forderung ihrer Partei.
Deutliche Worte in Richtung Netzausbau kam von Dr. Stefan Noé von der FDP, der für attraktive Angebote plädiert, und zwar auf der Schiene, denn diese sei viel attraktiver als der Bus. Wichtig sei ihm dabei, auch bessere Tangentialverbindungen, intermodale Vernetzungen und auch besseren Nachtverkehr anzubieten. Als Durlacher sei er enttäuscht, dass die versprochene zweite Linie nicht eingerichtet wurde, stattdessen „verhungere“ die Linie 5 im Bahnhof Durlach.
Der Vertreter der Grünen, Aljoscha Löffler, sah zunächst die Notwendigkeit, den Betrieb zu stabilisieren, sodass Fahrtausfälle verhindert werden. Dabei ist ein wichtiger Faktor, dass durch eine Attraktivierung des Berufes des Wagenführers die Engpässe beim Fahrpersonal beseitigt werden. Er sieht aber gleichzeitig die Notwendigkeit der vorgesehenen Ausbauten und Erweiterungen des Netzes.
Ähnlich sahen es auch die Kandidaten der Wählervereinigung FÜR Markus Schneider und der Karlsruher Liste Uwe Lancier, wobei dieser darauf hinwies, dass die Vorrangschaltung an Ampeln und Angebotsverbesserungen auch zu dessen Attraktivität beitragen würden.
Beim Thema undatierte Fahrkarten im Vorverkauf war man sich einig, dass trotz der Zunahme von Zeitkarten, ein einfacher analoger Vorverkauf, auch über Automaten, notwendig sei. Mehrfach wurde Offenheit für einen weiteren Anlauf dazu signalisiert.
Insgesamt waren die Beteiligten mit der Veranstaltung zufrieden und Dr. Willy Pastorini konnte als Diskussionsleiter die anerkennenden Worte der Anwesenden auch für seine Arbeit am SPNV-Entwicklungskonzept 2025plus erfreut zur Kenntnis nehmen.
Karlsruhe, 14. April 2014
Gerhard Stolz
Pressesprecher
letzte Aktualisierung: 10/2024